Es war ein Montag. Nicht irgendein Montag – sondern Tag 1 meines persönlichen Neuanfangs.
Keine Ausnahmen, kein „nur ein bisschen“. Ich hatte mir etwas versprochen: 30 Tage ohne Zucker und Mehlprodukte. Radikal? Vielleicht. Aber ich wollte es wissen.

Die Entscheidung traf ich nicht aus einer Laune heraus. Es war eine bewusste, fast kämpferische Haltung gegen das Gefühl, nicht mehr ganz Herr über meine Ernährung zu sein. Ich hatte genug vom ständigen Energieabfall nach dem Essen, von Heißhungerattacken und dem trügerischen Trost in Schokoriegeln.

Also: Kühlschrank ausgemistet. Vorratsschrank halbiert. Ich war bereit.

Die ersten Tage: Klarheit statt Verzicht

Was viele nicht glauben: Die ersten Tage liefen erstaunlich gut.
Mein Körper rebellierte nicht. Kein Zittern, keine Panik.
Im Gegenteil: Ich fühlte mich wach. Fast so, als ob ich den Nebel im Kopf weggelüftet hätte.

Jeder Einkauf wurde bewusster. Jedes Gericht ein kleines Experiment.
Ich entdeckte den Geschmack von echtem Gemüse neu.
Und ich bemerkte: Ich hatte lange gegessen, ohne zu schmecken.

Tag 21: Die Einladung, die alles veränderte

Drei Wochen später kam sie: die Einladung zum Mittagessen bei Freunden.
Selbst gekocht, liebevoll angerichtet. Ich war gerührt.
Und auch ein wenig nervös.

„Mach dir keine Sorgen“, sagten sie.
„Wir haben extra auf dich Rücksicht genommen.“
Ich war erleichtert. Sogar der Nachtisch, sagten sie, sei zuckerfrei.

Ich lächelte, probierte – und stockte innerlich.
Süß. Definitiv süß.

War da wirklich kein Zucker drin?
Ich fragte. Die Antwort kam prompt: „Nein, kein Zucker. Nur ein bisschen Agavendicksaft.“

Da war er – mein Moment der Ehrlichkeit.

Der Reset

Ich hätte sagen können: „Passt schon.“
Ich hätte die restlichen 9 Tage einfach weitergezählt.
Aber das fühlte sich falsch an.
Nicht, weil ich perfekt sein wollte. Sondern weil ich ehrlich mit mir selbst sein wollte.

Also traf ich eine neue Entscheidung:
Ich beginne von vorn. Noch einmal 30 Tage. Diesmal ganz bewusst.

Was diese zweite Runde verändert hat

Diese zweite Challenge war anders.
Nicht leichter – aber tiefer.
Ich hatte kein Gefühl mehr von Verzicht, sondern eines von Vertrauen.

Mein Geschmack veränderte sich.
Ich erkannte, wie oft ich früher Zucker „gebraucht“ hatte, um Dinge zu kompensieren, die nichts mit Hunger zu tun hatten.
Stress. Müdigkeit. Emotionen.

Jetzt?
Ein Apfel schmeckt süß wie Kuchen.
Ich spüre, wann ich wirklich Hunger habe – und wann ich nur eine Pause brauche.

Die wichtigste Lektion

Der wahre Wendepunkt war nicht der Nachtisch.
Es war der Moment, in dem ich mir selbst sagte:
„Ich will ehrlich zu mir sein. Nicht perfekt. Aber aufrichtig.“

Rückschläge gehören dazu.
Aber das, was wirklich zählt, ist, sich selbst ein Versprechen zu geben – und es zu halten.

Nicht, weil andere zuschauen.
Sondern weil du lernst, dir selbst wieder zu vertrauen.

Und genau das ist die eigentliche Transformation –
nicht nur beim Zucker.
Sondern in jedem Lebensbereich.

Es geht nicht um Verzicht. Es geht um Verbindung.

30 Tage ohne Zucker und Mehl?
Ja, das habe ich geschafft.
Aber was ich wirklich gewonnen habe, war:
Ein neues Verhältnis zu mir selbst.

Ich habe gelernt, Nein zu sagen – nicht zum Kuchen. Sondern zu Gewohnheiten, die mir nicht gut tun.
Ich habe gelernt, dranzubleiben – auch wenn es unbequem wird.
Und ich habe gelernt, dass der wahre Geschmack des Lebens nicht aus der Tüte kommt.

Es ist der Geschmack von Freiheit.

Autor

sachsen-altenburg@outlook.de

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